Das ökonomische Prinzip im Brandschutz: In Zeiten knapper Kassen – Corona hat Auswirkungen auf uns alle – wird auch der Brandschutz vom sogenannten ökonomischen Prinzip erfasst.
Das ökonomische Prinzip hat zwei Ausprägungen:
Das Minimalprinzip: Erreiche ein Ziel mit minimalem Mitteleinsatz (Aufwand) und
Das Maximalprinzip: Maximiere ein Ziel mit einem bestimmten Mitteleinsatz (Aufwand). Obwohl vielfach behauptet wird, dass es sich dabei quasi um 2 Seiten der gleichen Münze handelt, sind die grundlegend unterschiedlichen Denkweisen dabei zu beachten:
► Das Minimalprinzip fokussiert auf den minimalen Einsatz (Kostenminimierung), das Maximalprinzip richtet sich nach dem maximalen Erfolg (Zielmaximierung).
Da die Finanzdiskussion im Brandschutz meistens nach dem Minimalprinzip geführt wird, dürfen die Ziele des Brandschutzes, insbesondere die Schutzziele (Verhinderung von Ausbreitung von Feuer und Rauch, Menschenrettung und wirksame Löscharbeiten), nicht aus den Augen verloren gehen.
Im Kontext des ökonomischen Prinizps ist es darüber hinaus wichtig, dass Ressourcen und Budget möglichst effizient eingesetzt und die notwendigen gesetzlichen Brandschutzvorgaben erfüllt werden, unabhängig davon, ob es sich um Neubauprojekte oder Bestandsbauten handelt. Die Praxis zeigt allerdings, dass in vielen Fällen die genauen brandschutzrelevanten Vorgaben nicht bekannt sind und gesetzliche Anforderungen dementsprechend nicht eingehalten werden.
Zur Einhaltung oder zur Identifizierung von brandschutzrelevanten Abweichungen können im ersten Schritt Self-Assessments, wie beispielsweise der Bureau Veritas QUICK CHECK Brandschutz, dabei weiterhelfen sich einen Überblick zu verschaffen und eine erste grobe brandschutztechnische Bewertung vorzunehmen.
Methodische Ansätze und Strategien des Brandschutzkonzeptes
Es gibt grundsätzlich folgende methodische Ansätze zur Erstellung eines Brandschutzkonzeptes:
Unabhängig vom gewählten methodischen Ansatz ist das Brandschutzkonzept ein kreatives Planungsinstrument, keine Pflichtübung, sondern eine Kür. Es kommt darauf an, die Möglichkeiten einer Kür richtig zu nutzen. Der kreative Ansatz des Brandschutzkonzeptes wird auch im AHO-Heft 17 – Fassung 2009 – Leistungen für Brandschutz unterstrichen:
„...in den Phasen bis zur Genehmigung der Brandschutzplaner in der Tat eigenständige, kreative Lösungsalternativen zur Umsetzung der Brandschutzanforderungen in die konkrete Objektplanung vornehmen kann...“
In diesem Zusammenhang sind zwei Strategien für die Erarbeitung von Brandschutzkonzepten von Bedeutung:
- die vertikale Strategie und
- die laterale Strategie
Während bei der vertikalen Strategie dem architektonischen Entwurf ein Brandschutzkonzept nachgeschaltet wird, um den Entwurf genehmigungsfähig zu machen, geht die laterale Strategie davon aus, dass das Brandschutzkonzept phasenbezogen in ein Gesamtkonzept einbezogen wird; d. h. der Brandschutz als Planungsinstrument ist von Anfang an Bestandteil des Entwurfskonzeptes und wird nicht zu einem späteren Zeitpunkt als Korrekturinstrument nachgeschaltet.
Die laterale Strategie: Zielsystem für ein ganzheitliches Entwurfskonzept
Grundlage für die laterale Strategie ist ein Zielsystem für ein ganzheitliches Entwurfskonzept, welches über den planungsbezogenen Zielkatalog nach Lph.2 HOAI hinausgeht. Nach Erfahrungen mit mehreren Projekten empfiehlt sich ein Aufbau des Zielsystems als Baumstruktur mit den Zielebenen
- Strategische Ziele
- Operative Ziele
- Maßnahmenziele
Die Ziele in den verschiedenen Zielebenen sind individuell und projektbezogen zu entwickeln, selbstverständlich unter Beachtung der baurechtlichen Randbedingungen, bei Sonderbauten unter Beachtung der jeweiligen Sonderbaurichtlinie. Wichtig ist es dabei die Ziele, z.B. für den Entwurf, den vorbeugenden Brandschutz und für die Realisierung (Budget und Termine), phasenbezogen einander zuzuordnen, um eine gleichzeitige Berücksichtigung – auch mit Diskussion möglicher Zielkonflikte – zu ermöglichen.
Projektoptimierung und Brandschutz
Die Projektoptimierung ist eine ganzheitliche zielorientierte Projektstrategie und somit keine Kostenoptimierung und auch keine Sparprogrammatik.
Voraussetzung für die Projektoptimierung ist das oben erwähnte Zielsystem für ein Projekt mit frühzeitiger Einbindung des Planungsinstrumentes „Brandschutz“ in das Gesamtkonzept. Ein einfaches Projektbeispiel dazu: Ein Schulträger plant ein Mensagebäude mit einem Multifunktionsraum (Aula/Mensa) im Erdgeschoss für eine weiterführende Schule. Er geht von folgenden Entwurfsdaten aus:
Der Schulträger bekommt für seine Planung die Quittung: Der Multifunktionsraum ist eine Versammlungsstätte > 1.000 m² m Sinne der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättV). Daher muss der Schulträger folgende Auflagen erfüllen:
- Brandmeldeanlage nach DIN 14675 (§ 20 MVStättV)
- Rauchabzugsanlage mit Nachweis einer raucharmen Schicht (§ 16 MVStättV)
- Alarmierungs- und Lautsprecheranlage (in Schulgebäuden allerdings nach der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) generell erforderlich)
- Wandhydranten
- Automatische Feuerlöschanlage für das Foyer.
Denn: Foyers, durch die Rettungswege aus anderen Versammlungsräumen führen, müssen eine automatische Feuerlöschanlage haben (§9 (4) MVStättV).
Mehr Sicherheit im Brandschutz mit dem Bureau Veritas QUICK CHECK
Arbeitgeber, Unternehmen und Brandschutzverantwortliche sind zum Brandschutz verpflichtet und müssen eine Vielzahl gesetzlicher Auflagen erfüllen, um den Schutz von Mitarbeitern und Kunden zu gewährleisten. Bei Nicht-Erfüllung von gesetzlichen Vorgaben können Bußgelder und empfindliche Strafen drohen. Darüber hinaus stellen brandschutztechnische Mängel auch immer ein Risiko für Personen, Anlagen und Gebäude dar.
Mit Hilfe des Bureau Veritas Quick Check Brandschutz können Sie innerhalb Ihres Unternehmens Brandschutz-Risiken erkennen und eine Auswertung des brandschutztechnischen Ist-Zustandes Ihres Unternehmens vornehmen. In nur 7 Minuten können Sie eine erste brandschutztechnische Bewertung ihres Unternehmensstandortes vornehmen.
Was hätte der Schulträger im Sinne einer Projektoptimierung anders machen müssen?
Durch die frühzeitige Einbindung des Brandschutzes in seine Planung (im Sinne einer lateralen Strategie) hätte er prüfen müssen:
- Multifunktionsraum < = 1.000 m² möglich?
- Führen der Rettungswege außerhalb des Foyers möglich (z. B. durch Außentüranlagen)?
Beim obigen Beispiel wären beide Ansätze möglich gewesen, was sich auf das Pflichtenheft des Schulträgers wie folgt ausgewirkt hätte:
Schlussbetrachtung
Die Anwendung der lateralen Strategie bei Brandschutzplanungen mit frühzeitiger Einbindung des Brandschutzes in das Projektkonzept ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine Projektoptimierung und hilft effektiv Kosten zu sparen, ohne die Projektziele, auch die Schutzziele der jeweiligen Bauordnung, einzuschränken bzw. zu gefährden. Es ist dabei wichtig den Brandschutz als Planungs- und nicht als Korrekturinstrument einzusetzen.
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